Christian Zulliger, Präsident Hayek Club Zürich
Freunde der Freiheit dürften sich einig darin sein, dass verschiedene Wege zu mehr Freiheit beitragen können. Ob man sich als Individuum oder Organisation im Ideenwettbewerb unserer Zeit einbringt, sich politisch durch Parteiarbeit für mehr individuelle Freiheit einsetzt, sich im gegebenen Umfeld die höchstmögliche Freiheit für sich selbst rausnimmt, ist eine individuelle Entscheidung der jeweiligen Person aufgrund ihrer Vorstellungen, Stärken und Präferenzen. Unterschiedliche Arten von Engagement mögen sich letztendlich als unterschiedlich erfolgreich erweisen.
Ich für meinen Teil bin der Ansicht, dass es eine gute Mischung und kluge Gewichtung all dieser unterschiedlichen Arten des Einsatzes für mehr Freiheit braucht. Als Präsident des Hayek Clubs Zürich möchte ich aber eine Möglichkeit, für eine freiere Gesellschaft einzutreten, besonders hervorheben und etwas ausführen: die Arbeit im Verein.
Ich halte es hier mit Ludwig von Mises, der in seinem 1927 erschienenen Buch „Liberalismus“ ausführte:
„Rhetorisches Wortgepränge, Musik und Gesang erklingen, Fahnen flattern, Blumen und Farben dienen als Symbole. Der Liberalismus hat keine Parteiblume und keine Parteifarbe, kein Parteilied und keine Parteigötzen, keine Symbole und keine Schlagworte; er hat die Sache und die Argumente. Die müssen ihn zum Siege führen.“
Nach bald zwölf Jahren Parteiarbeit habe ich selbst die Erfahrung machen müssen: Mögen wir auch hin und wieder auf dem politischen Wege eine Schlacht gewinnen, den Krieg können und müssen wir argumentatorisch im Ideenwettbewerb unserer Zeit ausfechten. Zu viele Sonderinteressen, persönlicher Opportunismus der Akteure und grassierende politische Korrektheit verunmöglichen einen zielgerichteten Einsatz der Kräfte für wirklich mehr Freiheit. Vom Wert der Freiheit überzeugte Politiker mögen in diesem Sinne hin und wieder gute „Soldaten“ sein, als Kriegsstrategen taugen sie oft nicht viel.
Warum soll nun aber ein Verein besser sein als eine politische Partei? Ein Verein kann sich selbst mit einem Ziel vor Augen einem Zweck zuwenden, ohne sich der politischen Korrektheit unterwerfen zu müssen. Ein Verein muss sich insbesondere nicht an der Urne beweisen. Interessierte schliessen sich entsprechend dem Vereinszweck freiwillig zusammen und ziehen an einem Strang. Den Vorteil der Vereinsarbeit möchte ich in einigen Punkten am Beispiel des Hayek Clubs Zürich erörtern:
Vereine geben Gestaltungsraum. Wer Menschen für die Idee der Freiheit gewinnen will, muss Gestaltungsraum bieten. Ein Verein legt nicht alles haargenau fest, gibt den Mitgliedern die Möglichkeit, sich zu engagieren, einzubringen und die Hoffnung, durch diese Arbeit wenigstens im Kleinen etwas zu verändern. Dies geschieht in unserem Verein durch einen Artikel in der Hayek-Feder oder, indem ein Teilnehmer in einem Seminar eine Frage in die Runde wirft und dadurch das Denken anderer nachhaltig verändert.
Vereine sind Dialogpartner. Politische Parteien verfolgen ihrer Parteilinie gemäss Sonderinteressen. Komplexe Themen erfordern indes oftmals eine Bühne, auf welcher die verschiedenen Ideen und Lösungen aneinander gemessen werden können. Ein Verein ist der ideale Dialogpartner; er bringt in seinem Mitgliederkreis Fachwissen verschiedenster Gebiete zusammen, ohne dass seine Mitglieder auf eine gemeinsame Vereinslinie verpflichtet wären. Beispiele hierfür aus dem Hayek Club sind unser Seminar „Investments im Zeitalter der finanziellen Repression“ oder der kürzliche Dialog zum Thema „Geldreform“.
Vereine sind Netzwerke. Neue Initiativen und Projekte brauchen Netzwerke, damit sie entstehen und umgesetzt werden können. Die Arbeit in einem Verein bringt diese Möglichkeit, da die Mitglieder allesamt einen gemeinsamen Zweck verfolgen und bereit sind, in der Kooperation miteinander mehr zu leisten. So sind beispielsweise die No-Billag-Initiative und der Verein „Studierende für die Freiheit an der Universität Zürich“ innerhalb des Netzwerks des Hayek Clubs entstanden.
Vereine sind Ideenfabriken. Durch die lockere Organisationsform entstehen Lernfelder. Fachliches Knowhow trifft auf kritisches Hinterfragen, Argumente werden geschärft, Konzepte kritisch analysiert und zu Ende gedacht. Die Mitglieder lernen ihre Sichtweisen zu reflektieren und sich in Diskussionen zu behaupten. So werden insbesondere junge Menschen an die Ideen einer freien Gesellschaft herangeführt. Der Hayek Club als Verein ist ein „Ausbildungslager“ für die künftigen überzeugten Liberalen, Multiplikatoren in Medien, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und manchmal auch „Brutstätte“ von neuen Ansätzen und Ideen.
Letztlich ist der Verein für mich die ideale Form, um für die Sache der Freiheit einzustehen. Das gemeinsame und zielgerichtete Auftreten ermöglicht es, neue Wege zu gehen, eine breitere Masse an Menschen mit der Idee der Freiheit in Kontakt zu bringen und geteilte Werte innerhalb der Vereinsstrukturen zu leben.