Münzen sind die Leidenschaft von Martin Armstrong. Schon als Kind hatte er sie gesammelt und er ist damit zu seinem ersten kleinen Vermögen gekommen. Münzen faszinierten ihn aber auch deshalb so sehr, weil sie eine Geschichte erzählen, die Geschichte der Menschheit, vom Aufstieg und Fall grosser Reiche, vom Wohlstand ganzer Nationen und über Wirtschaftszyklen. Sein Interesse galt dem Verständnis von Finanzkrisen. Mit seiner Firma „Princeton Economics International“ begann Armstrong und sein Team, diverse Daten mit Bezug zu wirtschaftlichen Entwicklungen zu sammeln und analysieren. Um die Daten auswerten zu können, entwickelte er sein eigenes Modell, das sog. „Economic Confidence Model“. Er untersuchte die Zusammenhänge zwischen den Zahlen wiederkehrender Wirtschaftszyklen und stellte fest, dass diese stark mit der Zahl Pi korrelieren. Er rechnete aus, dass es alle 8,6 Jahre zu Boom-and-Bust-Zyklen kommt (Pi Tage mal 1000). Anhand dieses Modells konnte er den Crash von 1987 auf den Tag genau vorhersagen. Auch konnte er den Nikkei-Kollaps von 1989 und den finanziellen Zusammenbruch Russlands 1998 prognostizieren. Wenn man wie Armstrong mehrere Zukunftsereignisse Jahre im Voraus auf den Tag genau bestimmen kann, lässt das aufhorchen. So wurde er immer bekannter und als Finanzberater sehr gefragt. Er beriet vor allem grosse Unternehmen in China und Japan. Doch dann klopfte 1999 plötzlich das FBI an seine Haustür.
Der Dokumentarfilm „The Forecaster“, der im April 2015 in die Kinos kam, dokumentiert Armstrongs turbulente Geschichte. Ihm wurde vorgeworfen, das Geld seiner Klienten verloren zu haben. Armstrong beschuldigte die Republic New York Bank, das Geld durch ihr nicht nachhaltiges Finanzierungssystem veruntreut zu haben. Armstrong wollte die Bank verklagen, da machte ihm das FBI einen Strich durch die Rechnung. Sie beobachteten ihn schon länger und waren sehr interessiert an seinem Modell. Ihm wurde Betrug vorgeworfen, für den es allerdings keinerlei Beweise gab. Aber er war machtlos gegen den Bundesrichter. Und so begann für ihn eine jahrelange Leidensgeschichte, während der er elf Jahre im Gefängnis sass, ohne jemals rechtmässig verurteilt worden zu sein. Das ist der längste Gefängnisaufenthalt eines Nicht-Verurteilten in der amerikanischen Justizgeschichte. Armstrong weigerte sich, den Quellcode seines Modells auszuhändigen. Vom Gefängnis aus schrieb er weiter an Analysen und er verfasste Artikel, die rausgeschmuggelt und veröffentlicht wurden. Die Akte Armstrong ist die Geschichte eines korrupten Staates, der sich mit den Banken verbündet, um sich gegenseitig in einem kaputten Wirtschaftssystem über Wasser zu halten. Armstrong ist trotz seiner Staatsskepsis kein Austrian, aber erkannte sehr wohl, dass man nicht Schulden mit neuen Schulden tilgen könne. Kein normaler Bürger könne jeden Monat zu seiner Bank gehen und erklären, er bräuchte weitere 1000 Franken, aber er würde seine Schulden nie zurückzahlen. Beim Staat soll dieses System aber auf mysteriöse Weise aufgehen?
2011 kam Armstrong schlussendlich nach unfreiwilligem Geständnis frei. Seine Prognose für die kommenden Jahre sieht düster aus. Ab 2014 wird sich der Kriegs-Zyklus weiter zuspitzen. Dieser stünde stark im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Zyklus. Krieg war schon immer eine gute Methode, um Wirtschaftskrisen zu überdecken sowie zu verschleiern, wer die Verantwortlichen für das wirtschaftliche Elend nachfolgender Generationen sind. Die Flüchtlinge in Europa selbst sind jedenfalls nicht verantwortlich dafür. Aber das Thema zeigt lediglich auf, dass es noch nie so wichtig war wie heute, ein Verständnis über wirtschaftliche Abläufe zu besitzen. Dies ist auch das Ziel des Films über Martin Armstrong.
Janina Misar, Hayek Club Zürich