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Filmreview „The Big Short“ (2015)

Gepostet am vor 7 Jahren
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Der Film beginnt in den 1970er Jahren, als Banking noch ein langweiliger Job war. Die Anstellung war sicher und das Gehalt war überschaubar, so der Erzähler des Films. Einige Jahre später hatte aber ein besonders cleverer Banker die Idee, man könnte ja Hypotheken bündeln und zu Wertpapieren verpacken, die dann an der Börse gehandelt würden. Der Immobilienmarkt sei schliesslich absolut sicher und stabil, da könne nichts passieren. Und plötzlich machte es Spass, Banker zu sein. Das Geld floss, und statt in den Country Club ging man jetzt in den Stripclub. So ging es weiter, jeder verdiente gutes Geld mit diesen Deals, bis 2005 ein Freak der Branche, Michael Bury, offenbar als Einziger erkannte, wie faul diese CDOs (collateralized debt obligations – ein Derivat aus gebündelten Krediten. Diese werden eingesetzt, um Kreditnehmer mit unterschiedlicher Bonität ausserhalb der Bankbilanz in einem Finanzprodukt zusammenzufassen.) waren. Der Film erzählt aus Sicht einiger weniger realer Personen der Branche, die erkannten, dass der Immobilienmarkt in den USA bald zusammenbrechen wird, und versuchten, daraus Profit zu schlagen. Humorvoll soll die Komplexität der Thematik vereinfacht werden. Dies gelingt dem Film zuweilen nicht schlecht, die Geschichte packt und ist unterhaltsam.

Die Figuren sollen Laien die Sprache der Wall Street verständlich machen. Dazu werden gerne vereinfachte Bespiele verwendet, erklärt von bekannten Stars wie Selena Gomez. Die Idee ist gut, dennoch bleibt das Tempo extrem hoch. Dies macht aber nichts, denn auch so wird klar, wer die Bösen sind und wer die Guten. Der Film bedient bisherige Klischees beider Seiten.

Jedoch wird der eigentliche Grund für die lockere Kreditvergabe ausgeblendet. Dass die Notenbank Fed mit ihrem tiefen Leitzins und ihrer lockeren Geldpolitik die Urheberin dieses Boom- und Bust-Zyklus war, wird nicht einmal am Rande erwähnt. Der Film versucht ebenfalls darzustellen, wie selbst eingefleischte Insider der Branche komplett den Glauben an das System verlieren, als sie erkennen, wie betrügerisch es ist. Da der Film aber hauptsächlich die Sicht auf die Banken- und Finanzbranche richtet, fehlt es an der notwendigen Emotionalität. Kurz wird erwähnt, welche Auswirkungen ein Zusammenbruch des Immobilienmarktes auf das Leben von unbeteiligten Menschen hat (mit der moralischen Stimme von Brad Pitt, wem sonst?). Mehr aber auch nicht. Am Ende sind die Figuren demoralisiert, als klar wird, dass die Banken auf einen Bailout des Staates spekuliert haben. Von Staatskritik jedoch keine Spur.

Der Film kommt nicht ohne Grund genau jetzt in die Kinos. Bereits neun Jahre ist es her, seit die Krise ihren Anfang genommen hat. Allzu leicht ist schon wieder vergessen, wie es dazu kam. Der Film schafft es jedoch gut, dem Zuschauer bewusst zu machen, dass sich nichts Grundlegendes in der Finanzbranche geändert hat und eine weitere Krise lediglich eine Frage der Zeit ist. Michael Bury, das autistische Genie des Films, investiert heute übrigens nur noch in ein Gut: Wasser.

Der Film war für fünf Oscars nominiert, wobei er einen für das beste Drehbuch gewann. Das Fazit: mit einem kritischen Blick und etwas Hintergrundwissen lohnt sich der Film.

Nach dem gleichnamigen Buch von Michael Lewis aus dem Jahr 2010. Regie: Adam McKay.

Janina Misar, Vorstandsmitglied Hayek Club Zürich

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